Es gibt kein unpolitisches Handeln


Im Laufe unseres kollektiven Schaffens lernten wir die Freiheit ganz  neu kennen, die unsere Stadt zu bieten hat, aber auch die Hürden, die sie unserer Szene auferlegt. Und so wurde aus der anfänglich rein hedonistischen Motivation eine Politische: Wir sehen Open Airs und Raves als subkulturelle Selbstermächtigung zur freien kreativen Gestaltung des öffentlichen Raumes. Es zeigt sich darin das Aufbegehren jener, die nicht länger reine:r Konsument:innen, sondern Produzent:innen des gemeinsamen Erlebnisses sein wollen.  Hauptakteur dieser kulturellen Nische in der urbanen Kreativlandschaft ist eine junge Generation, die sich  eigenverantwortlich organisiert, um ihren Ideen  Raum zu geben -ohne Aussicht auf wirtschaftlichen Profit und rechtlichen Risiken zum Trotze.  Es geht also um weit mehr als nur eine gute Party: In der Organisation eines Raves bündelt sich das Engagement von jungen Menschen, die Teilhaben wollen an der Gestaltung des  kulturellen und gesellschaftlichen Geschehens. In ihr offenbart sich die Vision einer kreativen Jugend, ihre Frage nach Zukunft und die Suche nach dem Platz, den sie in der Gemeinschaft einnehmen werden.
Obwohl die Rave-Szene Brutstätte und festes Bestandteil der Technokultur ist, wird ihr gesellschaftlicher und kultureller Wert weitestgehend verkannt. Denn  anders als Clubs oder als Verein eingetragene Kollektive, ist sie weder ein Wirtschaftsfaktor, noch ist sie institutionell verankert im demokratisch verwalteten System. Eine körperlose Bewegung ohne Stimme.  Alles was dem öffentlichen Meinungsbild bleibt, sind die skandalträchtigen Bilder, die diesen Sommer so zahlreich durch die Medien gingen, als Zeitzeugen eskalierender Verantwortungslosigkeit. Aber wir sind mehr, als das Selbstunterhaltungsprogramm einer gelangweilten Generation: wir sind Visionäre und selbsternannte Mitgestalter des kulturellen und gesellschaftlichen Zeitgeschehens, im urbanen Raum.